Archivstück des III. Quartals 2020
Marienverehrung in Haintchen – Die Marianische Liebes-Versammlung
Im Pfarrarchiv hat sich das Mitgliederverzeichnis der Marianischen Liebes-Versammlung aus dem 18. Jahrhundert erhalten[i]. Beinahe 1.500 Nameneinträge aus gut 50 Ortschaften – aus Haintchen und seiner unmittelbaren Nachbarschaft aber auch aus weiter entfernten Gegenden – sind hier verzeichnet.
Das macht das Dokument v.a. aus familiengeschichtlicher Perspektive interessant. Zwar ist eine Veröffentlichung im Rahmen des Archivstücks aufgrund des Umfangs der Liste nicht möglich, doch können nachfolgend einige Informationen und Beobachtungen vorgestellt werden, die im Rahmen der Auswertung des Mitgliederverzeichnisses gewonnen wurden.
Was war die Marianische Liebes-Versammlung?[ii]
Die Geschichte der Marianischen Liebes-Versammlung reicht zurück in die Zeit der zweiten Belagerung der kaiserlichen Residenzstadt Wien durch ein Heer des Osmanischen Reichs im Jahr 1683. Zur Abwendung der Bedrohung vereinigten sich Menschen – auch außerhalb Wiens – zum gemeinsamen Gebet. Diese Gebetsgemeinschaften sollten auch nach dem Ende der Gefahr fortdauern. Deshalb wurden sie häufig in die Organisationsform einer „Bruderschaft“[iii] (aus Brüdern und Schwestern) überführt. Diese Bruderschaften verbreiteten sich, unterstützt durch päpstliche und fürstliche Förderung – und eine davon erreichte gut 50 Jahre später auch Haintchen.
Der für moderne Ohren befremdlich klingende Name Marianische Liebes-Versammlung sollte das Grundprogramm der Bruderschaft zum Ausdruck bringen: Die Brüder und Schwestern versammelten sich mit Blick auf das Band der Liebe zwischen Gottesmutter und Kind zum Gebet füreinander. Das sog. Bruderschaftsbild, vor dem gebetet wurde, zeigte sinnfällig dieses Liebesband in der Umarmung Mariens durch das Jesuskind.
Aufgaben der Mitglieder – das Ziel der Marianischen Liebes-Versammlung
Die Mitgliedschaft war nicht an gesellschaftlichen Stand, Geschlecht oder Weihe gebunden. Wer Mitglied werden wollte, wurde vom Pfarrer mit seinem/ihrem Namen[iv] in eine Liste eingetragen und erhielt als Ausweis der Mitgliedschaft einen sog. „Bruderschaftszettel“[v]. Die Aufnahme von Mitgliedern erfolgte in der Regel an einem Marienfeiertag. Zu den Aufgaben der Mitglieder zählte allgemein die Pflege des Rosenkranzgebets[vi].
Daneben gab es eigene Gebete, die die Mitglieder am Tag ihrer Einschreibung, vor- und nach dem Rosenkranzgebet, zur Erneuerung ihrer Mitgliedschaft, vor dem Bruderschaftsbild und für die lebenden und verstorbenen Brüder und Schwestern verrichten konnten[vii]. Diese Gebete waren im Bruderschaftsbüchlein verzeichnet.
Ziel der Marianischen Liebes-Versammlung war es, eine möglichst große Menge von Gläubigen zum gemeinsamen Gebet zu versammeln. Dabei erhoffte man sich von möglichst zahlreichen Gebeten und Messfeiern füreinander einen umso reicheren Segen Gottes für ein christliches Miteinander in dieser Welt sowie Gnade im göttlichen Gericht, um einst in den Himmel gelangen zu können.
Die Marianische Liebes-Versammlung in Haintchen – sowie in der näheren und weiteren Umgebung
Die Marienverehrung hatte in Haintchen wohl schon zu jener Zeit einen hohen Stellenwert, als noch der Vorgängerbau der heutigen Pfarrkirche stand. In ihm befand sich nach Ausweis der Quellen neben dem St. Nikolausaltar auch ein Marien- oder Liebfrauenaltar[viii].
In die Zeit vor dem Bau der neuen Pfarrkirche fällt auch die Gründung der Marianische Liebes-Versammlung durch Pfarrer Johann Theodor Klemmer.
Gründung durch Pfarrer Klemmer
Pfarrer Klemmer war anscheinend schon vor seiner Amtszeit in Haintchen an einem anderen Ort Mitglied der Bruderschaft geworden. Jedenfalls taucht sein eigener Name in der Liste der Brüder und Schwestern in Haintchen nicht auf. Allerdings hat er die Namen seiner Eltern an den Beginn dieser Liste gesetzt[ix]. Am Gründungstag, dem Fest Mariä Opferung[x], wurden 254 Bewohner Haintchens Mitglieder der Bruderschaft. Dazu kamen noch 13 Männer und Frauen aus Hasselbach, Langhecke sowie den überwiegend protestantischen Ortschaften Münster und Langenbach[xi]. Legt man die Einwohnerzahl Haintchens in dieser Zeit mit ca. 300 Personen[xii] fest, wird der zahlenmäßig große Erfolg der Initiative von Pfarrer Klemmer deutlich[xiii].
Bis zum Weggang Pfarrer Klemmers aus Haintchen im Jahr 1750[xiv] hatten sich 563 Personen aus 19 verschiedenen Ortschaften[xv] eintragen lassen. Die meisten dieser Orte lagen in unmittelbarer Nachbarschaft Haintchens. Weiter entfernt liegende Orte wie Cochem und Münstermaifeld stehen mit der Familie von Pfarrer Klemmer bzw. seiner früheren seelsorgerlichen Tätigkeit in Verbindung[xvi]. Neben den Haintchener Familien sind Männer und Frauen aus Eisenbach und Hasselbach zahlenmäßig am stärksten vertreten. Insgesamt gliedern sich die Mitglieder der Bruderschaft in rund 40% Männer und 60% Frauen auf. Adlige Familien haben sich anscheinend nicht um eine Aufnahme in die Marianische Liebes-Versammlung bemüht. Auch Geistliche aus den Nachbardörfern sind nicht verzeichnet[xvii].
Entwicklung unter Pfarrer Miger
Auf Pfarrer Klemmer folgte Ferdinand Damian Miger, der, nachdem er zuvor in Hasselbach Seelsorger war, bis zum Jahr 1756 in Haintchen wirkte. Seinem ersten Eintrag ins Mitgliederverzeichnis ist zu entnehmen, dass er selbst im August 1750 der Bruderschaft beigetreten ist und zwar in Limburg[xviii]. Einer der nächsten Einträge gilt Maria Margaretha Miger(in) aus Neuweilnau. Es könnte sich um die Mutter (oder eine Verwandte) von Pfarrer Miger handeln, wobei eine Herkunft aus dem nassauischen und damit protestantischen Neuweilnau bemerkenswert wäre. In der sechsjährigen Amtszeit von Pfarrer Miger in Haintchen, werden 154 neue Namen in das Mitgliederverzeichnis eingetragen. Damit sinkt der Durchschnitt der Neuaufnahmen pro Jahr von 35 in der Amtszeit von Pfarrer Klemmer auf jetzt 25 ab. Unter ihnen sind rund 30 % Männer und 70 % Frauen. Sie kommen aus 11 Ortschaften, wobei der Schwerpunkt wiederum auf Haintchen, Eisenbach und Hasselbach liegt. Mit der wohnsitzlos umherziehenden Eva Margaretha Haal findet 1751 eine jenseits der gesellschaftlichen Ordnung stehende Frau Aufnahme in die Bruderschaft. Der am 14. Februar 1753 eingeschriebene Schweinehirt Diedrich Bonrad stand am unteren Rand der Gesellschaft. Seine Aufnahme erfolgte in morbo periculoso, also in gefährlicher (lebensbedrohlicher) Krankheit[xix], außerhalb der sonst üblichen Termine an Marienfeiertagen.
Entwicklung unter Pfarrer Brixius
Mit Peter Jakob Brixius kam im Jahr 1756 nach Johann Theodor Klemmer wieder ein Pfarrer von der Mosel nach Haintchen. Er hat seinen Namen separat an den Beginn seiner Einträge in das Mitgliederverzeichnis gesetzt. Im Jahr 1757 ist dann der Bruder des Pfarrers, Johannes Stephan Brixius, am Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel (Mariä Himmelfahrt, 15. August) der Bruderschaft in Haintchen beigetreten. Diesem Eintrag ist zu entnehmen, dass die Familie von Pfarrer Brixius in Monzel an der Mosel ansässig war[xx]. Auch aus weiteren Orten des Moselgebiets sind in den Jahren bis 1778 Einträge neuer Mitglieder der Bruderschaft verzeichnet. Insgesamt haben 459 Menschen in der 22jährigen Dienstzeit von Pfarrer Brixius Aufnahme in die Marianische Liebes-Versammlung gefunden. Damit kamen im Durchschnitt 20 neue Mitglieder pro Jahr hinzu. Sie verteilen sich auf 30 Ortschaften, womit der Höhepunkt der räumlichen Verbreitung erreicht wurde. Während Haintchen, Eisenbach und Hasselbach weiterhin den Schwerpunkt bilden, sind v.a. aus Langhecke viele Neuaufnahmen zu verzeichnen. Das zahlenmäßige Verhältnis der Geschlechter zueinander erreicht wieder das Niveau der Gründungsjahre: Männer 40% - Frauen 60%. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern hat Pfarrer Brixius anscheinend nicht immer konsequent die Neueinträge mit dem jeweiligen Datum versehen. Das gilt v.a. für die Jahre zwischen 1757 und 1766[xxi].
Entwicklung unter Pfarrer Ponsar
Auf Pfarrer Brixius folgte der aus Hasselbach stammende Pfarrer Gerlach Ponsar. Angehörige seiner Familie waren seit dem Jahr 1754 Mitglieder der Marianischen Liebes-Versammlung in Haintchen. Pfarrer Ponsar vermerkt im Mitgliederverzeichnis, dass er selbst einst an einem anderen Ort in die Bruderschaft aufgenommen worden sei, jedoch ohne diesen Ort zu benennen. Wie auch seine Vorgänger im Haintchener Amt verzeichnete er in den ersten Einträgen Verwandte, die in die Marianische Liebes-Versammlung aufgenommen wurden. In der elfjährigen Amtszeit Pfarrer Ponsars fanden 211 neue Mitglieder Aufnahme in die Bruderschaft, womit eine stabile Weiterentwicklung gewährleistet war. Der Männeranteil sinkt auf ca. 33%, während der Frauenanteil entsprechend wächst. Die neuen Mitglieder kommen aus 20 fast ausschließlich rund um Haintchen gelegenen Ortschaften mit den schon bekannten Schwerpunkten Haintchen, Eisenbach und Hasselbach. Um das Jahr 1780 wird erneut eine wohnsitzlos umherziehende Frau, Catharina Francisca Saintamour, Mitglied der Bruderschaft. Im Jahr 1787 wurde unter Pfarrer Ponsar in Haintchen die Bruderschaft des Verehrungswürdigsten Sakraments gegründet. Ungeachtet dessen blieb die Marianische Liebes-Versammlung bestehen und konnte weiterhin neue Mitglieder gewinnen[xxii].
Entwicklung unter Pfarrer Schönborn und das Ende der Marianischen Liebes-Versammlung in Haintchen
Nach Pfarrer Ponsar, der am 17. Oktober 1789 in Haintchen starb, wurde Peter Schönborn neuer Seelsorger in Haintchen. Weder er selbst noch Träger seines Familiennamens sind in der Liste der Mitglieder verzeichnet, sodass man – anders als bei seinen Vorgängern – auf diesem Weg nichts über seine Herkunft erfährt. Es sind gut 100 neue Mitglieder, die Pfarrer Schönborn in das Verzeichnis im Lauf seiner Amtszeit eintragen kann. Damit kommen pro Jahr nur noch ca. 10 neue Mitglieder hinzu. Der Anteil der Männer wächst dabei erneut auf 40%. Wiederum stammen die neuen Mitglieder fast ausschließlich aus der näheren Umgebung Haintchens. Mit dem Eintrag am Fest Mariä Reinigung (Lichtmess) 1799 endet das Mitgliederverzeichnis der Marianischen Liebes-Versammlung dann abrupt, während Peter Schönborn noch bis zum Jahr 1802 Pfarrer in Haintchen blieb.
Was blieb von der Marianischen Liebes-Versammlung?
Das Mitgliederverzeichnis ermöglicht den Blick auf die zahlenmäßige Entwicklung der Bruderschaft. Abgesehen davon würde man gerne mehr über die Wirkung der Bruderschaft auf das Glaubensleben der Gemeinde wie auch der einzelnen Mitglieder erfahren. Quellen, die diese und weitere Fragen rund um die Marianische Liebes-Versammlung in Haintchen beantworten würden, sind allerdings wohl kaum zu finden.
So könnte man abschließend festhalten, dass – abgesehen von der umfangreichen Namensliste – anscheinend nichts von der Marianischen Liebes-Versammlung geblieben ist. Selbst die Erinnerung an ihre Existenz ist in Vergessenheit geraten.
Vielleicht aber haben sich zwei weitere, wenngleich nicht spirituelle so doch materielle, Spuren bis heute erhalten: An den beiden Seitenwänden des Kirchenschiffs befindet sich je eine Kopie von berühmten Gnadenbildern: An der Südseite Maria Hilf von Passau (jetzt in Innsbruck) und an der Nordseite Maria vom guten Rat von Genazzano. Kunsthistorisch werden die beiden Kopien in die Mitte des 18. Jahrhunderts datiert und als „frömmigkeitsgeschichtlich belangvoll“ eingeordnet[xxiii]. Unklar bleibt aber bislang, „wieso diese nach Haintchen gelangt sind“[xxiv]. Beide Marienbildnisse stellen die liebevolle Beziehung zwischen Mutter und Kind durch das Aneinanderschmiegen der Wangen dar[xxv]. Gerade dieser Typus des Marienbildnisses brachte, wie ein erhalten gebliebenes Bruderschaftsbüchlein, das ebenfalls eine an der Maria Hilf von Passau orientierte Darstellung zeigt[xxvi], das Grundprogramm der Marianischen Liebes-Versammlung sinnfällig zum Ausdruck.
Bei den beiden Kopien der Gnadenbilder handelt es sich deshalb wahrscheinlich um die oben öfter erwähnten Bruderschaftsbilder vor denen die Mitglieder der Marianischen Liebes-Versammlung aus Haintchen und den umliegenden Ortschaften ihre Gebete verrichtet haben.
Kurz notiert: Pfarrer Bayer lässt im Jahr 1727 das Pfarrhaus in Stand setzen
Pfarrarchiv Haintchen
Amtsbücher, Hauptbuch/Pfarrbuch Bd. 2
Bau und Unterhalt des Pfarrhauses waren Aufgabe der Gemeinde[xxvii]. Als Pfarrer Bayer[xxviii] aber am Johannistag[xxix] des Jahres 1727 seinen Dienst in Haintchen antrat, fand er das Pfarrhaus[xxx] ohnausgebaut noch von aussen und innen vor. Zwar versprachen die Gemeindevorsteher[xxxi] in Anwesenheit von Pfarrer Andreas Schlosser aus Camberg, der die Amtseinführung Bayers vorgenommen hatte, baldigst Abhilfe zu schaffen, doch war es schließlich Pfarrer Bayer selbst, der auf eigene Rechnung die notwendigen Arbeiten durchführen ließ:
Der Schweinestall wurde in Stand gesetzt, Stuben ausgeweißt, Fenster eingesetzt, Öfen eingebaut, ein Brunnen gegraben[xxxii], das Dach gedeckt und die Küche mit Platten ausgelegt.
Die Aufstellung der Kosten hat Pfarrer Bayer im Pfarrbuch verzeichnet. Ob er wenigstens einen Teil seiner Auslagen von der Gemeinde erstattet bekam, ist nicht vermerkt.
[i] Nomina Fratrum et Sororum / Confraternitatis Mariane Sub Titulo Marianische Liebs Versammlung / Qua sub me Theodoro Klemmer p.t. Pastore in Haintgen / inchoacta est Festo Praesentationes B. Maria virg. 21ma Novembris / Anno 1734, Pfarrarchiv Haintchen, Amtsbücher, Hauptbuch/ Pfarrbuch Bd. 2. – Die Liste erstreckt sich über mehrere über das gesamte Buch verteilte Seiten.
[ii] Informationen zur Entstehung und Aufgabe der Marianischen Liebes-Versammlung in: Bruderschaftsbüchlein oder ausführlicher Bericht von der hochnützlichen Bruderschaft der marianischen Liebesversammlung zu München in St. Peters Pfarrkirche, Münster 1787. Digital verfügbar über die Universitäts- und Landesbibliothek Münster urn:nbn:de:hbz:6:1-34036.
[iii] Bruderschaften entstanden seit dem Mittelalter als geistliche Gemeinschaften aus Laien und/oder Priestern. Zunächst bildete v.a. das gemeinsame Totengedächtnis das Ziel der Bruderschatten. In der Barockzeit kamen Gebetsfrömmigkeit, Glaubensverteidigung und Mildtätigkeit hinzu; Georg Denzler, Carl Andreas, Art.: Bruderschaft, in: Wörterbuch der Kirchengeschichte, 139-141.
[iv] In der Regel wurden die Namen einzeln aufgeführt. Es gibt aber auch gemeinsame Einträge von Familien z.B.: Tobias Habennecker et Dorothea Conjuges cum filio Henrico ex Langheck. – Tobias Hafeneger hatte am 18. Januar 1733 Anna Dorothea Decku geheiratet. Ihr Sohn Heinrich muss zum Zeitpunkt des Eintrags in das Mitgliederverzeichnis im Säuglingsalter gewesen sein.
[v] Leider hat sich kein Bruderschaftszettel im Pfarrarchiv erhalten.
[vi] An allen Marienfesten sollten sich der Pfarrer und die übrigen Mitglieder zum gemeinsamen (lauten) Gebet des Rosenkranzes treffen. Dabei wurden die lebenden und verstorbenen Mitglieder in das Gebet eingeschlossen. Die Priester waren darüber hinaus angehalten einmal Im Jahr eine Messe für die verstorbenen Mitglieder der „Bruderschaft“ zu lesen und dabei auch jedes einzelne noch lebende Mitglied in die Messintention miteinzubeziehen. – In Haintchen wurde infolge einer Stiftung der Eheleute Philipp und Anna Maria Rau aus dem Jahr 1766 […] zum trost deren in hiesigem Mariae Liebß bruderschaffts protocollo […] sich befindlichen Verstorbener einverleibte Brüder und Schwestern […] als lang diese bruderschafft allhier dauert an sieben Marienfeiertagen eine Hl. Messe mit abbettung des rosenkrantzeß, und absingung einiger versen aus einem lied […] mit beyschlagung der orgell gefeiert, Pfarrarchiv Haintchen, Amtsbücher, Hauptbuch/Pfarrbuch Bd. 3, 18 (Messstiftungen).
[vii] Dazu gehörte auch eine neuntägige Andacht vor einem Marienbild um eine gewisse Bitte zu erlangen.
[viii] Leo Ueding, Aus kurtrierischen Visitationsprotokollen 1664 und 1681, in: AmrhKG 4 (1952), 293-306, hier: 294; Hellmuth Gensicke, Von den Anfängen bis zur Neuzeit, in: 600 Jahre Haintchen, 57-78, hier: 64.
[ix] Joes. Theod. Klemmer et Apollonia Conjuges Cochemii [lat.: Johannes Theodor Klemmer und Apollonia, Eheleute in Cochem]. – Die Mutter verstarb am 24. Mai 1735. Ihr Name wurde daraufhin aus der Liste gestrichen. Das Ausscheiden durch Tod wurde von Pfarrer Klemmer auch bei anderen Mitgliedern verzeichnet. Allerdings wurde diese Praxis nicht konsequent weitergeführt.
[x] Der heutige Name des Festes lautet „Gedenktag unserer Lieben Frau in Jerusalem“, andere ältere Namen sind „Mariä Tempelgang“ und „Darstellung Mariens im Tempel“. Erinnert wird mit diesem Gedenktag an die (legendäre) Übergabe Mariens durch ihre Eltern Anna und Joachim an den Jerusalemer Tempel zur weiteren Erziehung des Kindes
[xi] Die Sammlung von Mitgliedern setzte zwei Wochen vor der eigentlichen Gründung ein.
[xii] Auf der Grundlage der in der Amtsbeschreibung von 1788/91 angegebenen Zahlen hatte Haintchen 312 Einwohner, Ulrich Lange (Hg.), Amtsbeschreibung (=Schriftenfolge Goldener Grund 219), 18.
[xiii] Vielleicht tat auch der zwangsfreie Charakter der Anforderungen an die Mitglieder ein Übriges: Wer ein Gebet am vorgesehenen Tag nicht verrichten konnte, konnte es bei passender Gelegenheit nachholen, ebenso konnten Priester mit den vorgeschriebenen Messen verfahren. Offenbar erlaubte die große Anzahl von Mitgliedern eine gewisse Nachsicht gegenüber den Anforderungen an den Einzelnen bzw. die Einzelne.
[xiv] S. dazu ASdQ 3 (2018).
[xv] Die Liste verzeichnet für die Zeit zwischen 1734 und 1799 neben Haintchen u.a. die folgenden Ortschaften (in alphabetischer Reihenfolge): Arfurt, Camberg, Cochem, Dahlem (Eifel), Dombach, Ehrenbreiststein, Eisenbach, Erbach, Ernsthausen, Fischbach, (Alten)Glan (Pfalz), Hainbach (Vogelsberg), Hasselbach, Häuser Hof, Langenbach, Langhecke, Laubus-Eschbach, Limburg, Mengerskirchen, Montabaur, Monzel (Mosel), Müden (Mosel), Münster, Münstermaifeld, Neuweilnau, Neuer Hammer, Niederlauken, Niederselters, Nürburg (Eifel), Oberbrechen, Oberselters, Offheim, Olewig (Trier), Reifenberg, Rennerod, Saarlouis, Seelbach, Schwickershausen, Trier, Vilmar, Wehrheim, Weinähr, Wernborn, Werschau, Winden, Wolfenhausen, Würges.- Manche Ortschaften lassen sich nicht eindeutig identifizieren.
[xvi] Pfarrer Klemmer war 1725/26 Vikar des Nikolaus- und des Antonius-Altars an der Stiftskirche St. Martin und St. Severus in Münstermaifeld; s. Johann Theodor Klemmer (GSN: 074-02565-001), in: Germania Sacra, http://personendatenbank.germania-sacra.de/index/gsn/074-02565-001 (26.08.2019).
[xvii] Im Jahr 1735 ließ sich Anna Dorothea Casel in das Mitgliederverzeichnis eintragen. Der in Haintchen sonst nicht vorkommende Familienname könnte auf eine Verbindung zu dem ehemaligen Haintchener Pfarrer Adam Casel hinweisen, der spätestens seit 1664 bis 1707 hier Pfarrer war. Interessant ist auch der Eintrag eines Mannes mit dem Namen Philipp Rau, der nachträglich als The[o]logusfuldensis bezeichnet wird.
[xviii] Miger war wahrscheinlich am 24. Juni (Johannistag) 1750 Nachfolger von Pfarrer Klemmer geworden. Warum er zwei Monate später in Limburg und nicht in Haintchen der Bruderschaft beigetreten ist, konnte nicht geklärt werden.
[xix] Unter Pfarrer Schönborn wurde im Jahr 1794 ebenfalls ein neues Mitglied unter explizitem Hinweis auf eine akute Erkrankung aufgenommen. Dabei handelte es sich um Margaretha Marsano, geb. Mathias aus Hasselbach.
[xx] Die im gleichen Jahr aufgenommene, ebenfalls aus Monzel stammende Anna Maria Mertens könnte zur Verwandtschaft von Pfarrer Brixius gehören.
[xxi] So lässt sich auch nicht genau nachvollziehen, wann der erste Frühmesser von Haintchen, der aus Würges stammenden Benefiziat Peter Christian Winzmann Mitglied der Marianischen Liebes-Versammlung geworden ist. Gleiches gilt für die Aufnahme des von Brixius mit dem Titel „hochangesehener Herr“ bedachten Brunnenverwalters von Niederselters, Lothar Friedrich Schoenen und seine Ehefrau Maria Catharina Sybilla, geb. Jäger.
[xxii] Interessant zu beobachten ist, dass die Aufnahme neuer Mitglieder in diese Bruderschaft unter Pfarrer Joseph Lincinius (1802-1819) ausschließlich an Marienfeiertagen erfolgte.
[xxiii] Ludwig Baron Döry, Die Barockkirche in Haintchen, in: 600 Jahre Haintchen, 57-78, hier:
[xxiv] Ebd.
[xxv] Kunsthistorisch werden die Marienbildnisse dem Typus Eleusa (die Mitleidende/Erbarmerin) oder auch Glykophilousa (die Zärtliche, süß Küssende) zugeordnet, s. Martin Lechner, Art. Maria, Marienbild, in: LCI Bd. III, 154-210, hier:170-171. – Die Darstellung der „Maria vom guten Rat“ in Haintchen zeigt im oberen Bilddrittel das eigentliche Gnadenbild eingebettet in die Szene seiner wunderbaren Übertragung nach der Eroberung von Skutari (heute: Shkodra in Albanien) durch die Osmanen nach Genazzano bei Rom im Jahr 1466. Eine sehr ähnliche Darstellung findet sich auch auf dem von Johann Jakob Zeiller 1761 geschaffenen Hochaltarbild der Wallfahrtskirche in Hinterhornbach (Bezirk Reutte, Tirol).
[xxvi] Interessanterweise ist unter der Mariendarstellung im Bruderschaftsbüchlein folgender Text zu lesen: Mit deiner Hülfe siehe uns an,/ Hunger und Pest wende hindan,/ Vorm Feind beschütze uns fortan, / In Todesnoth nimm dich unser an. Die beiden ersten Textzeilen finden sich auch unter der Haintchener Kopie des Gnadenbildes.
[xxvii] Hellmuth Gensicke, Von den Anfängen bis zur Neuzeit, in: 600 Jahre Haintchen, 57-78, hier: 64. – Auch die Statuten des Landkapitels Dietkirchen, zu dem Haintchen gehörte, legten fest: Wann in unsrem Rural Capitul Ein Pastor mitt einer pastorey begabt und versehen wird, undt keinen pfarrhoff oder pfarrhauß hatt, oder aber alterß halber Verfallen were, alß dann seyndt die pfarrkinder schuldig einer wie der ander keinen außgenommen /: allein die Vihe hirth :/ ihm Ihre H. pastor Ein Newhauß zu bawen […]. Im Anschluss werden auch genaue Vorgaben für den Bau des Pfarrhauses gemacht, s. Pfarrarchiv Haintchen, Amtsbücher, Hauptbuch/Pfarrbuch Bd. 2. Pfarrer Ponsar teilt in seiner Beschreibung der Pfarrei Haintchen mit, dass zur Pfarrei Haus, Scheuer, Stallung [gehören], welches die Pfarrkinder bauen und auch unterhalten […], zit. nach: Alois Staudt, Beiträge zur neueren Kirchengeschichte, in: 600 Jahre Haintchen, 79-112, hier: 85.
[xxviii] Michael Bayer war von 1727 bis 1734 Pfarrer in Haintchen; Alois Staudt, Beiträge zur neueren Kirchengeschichte, in: 600 Jahre Haintchen, 79-112, hier: 105.
[xxix] Der Johannistag (24. Juni) war traditionell der Tag, an dem ein etwaiger Wechsel im Amt des Pfarrers stattfand.
[xxx] Als Entstehungszeit des „Alten Pfarrhauses“ in Haintchen wird das „spätere 18. Jahrhundert!“ vermutet, s. Denkmaltopograhie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Landkreis Limburg-Weilburg II, 617. – Möglicherweise deutet die Kostenaufstellung von Pfarrer Bayer auf eine frühere Bauzeit oder aber auf einen nicht mehr erhaltenen Vorgängerbau des „Alten Pfarrhauses“ hin.
[xxxi] Genannt werden: Johann Georg Roth, Adam Nauheim, Philipp Kratzner (?), Johannes Roth (?), Nikolaus Rau.
[xxxii] Der Brunnen befindet sich in einem Kellerraum des alten Pfarrhauses in Haintchen.