Haintchen, 04.10.2022
Ruhrprozession in Haintchen
Zum Hintergrund der Ruhrprozession
Im Jahr 1872 wurden die Bewohner Haintchens von einer Ruhrepidemie getroffen. Während bei einigen Infizierten nur schwache Symptome auftraten, entwickelten sich bei vielen schwere Krankheitsverläufe und 17 Gemeindemitglieder – v.a. auch Kinder – starben.
Aus dieser Not heraus beschritt man einen alten, bewährten Weg: Eine neuntägige Andacht zum Hl. Sebastian, der seit Jahrhunderten in Haintchen als Helfer gegen ansteckende Krankheiten bei Menschen und Tieren angerufen wurde, fand statt. Es war wohl der damalige Haintchener Pfarrer Joseph Hillebrand, der diesen Weg weiterführte und so zugleich einen neuen Weg beschritt: Er trug, begleitet von gesunden Gemeindemitgliedern, das eucharistische Brot zu jedem Haus, in dem kranke Menschen wohnten und spendete dort den Segen. Nach diesem Weg durch das Dorf soll es zu keinen Neu-Infektionen mehr gekommen sein.
Für die Menschen war das der Anlass, den neugegangenen Weg für immer in Erinnerung zu halten: Sie gelobten, künftig an jedem Sonntag nach dem Michaelistag (29. September) eine Messfeier mit anschließender Prozession mit dem Allerheiligsten durch das Dorf zu halten.
Die Ruhrprozession führte über den Friedhof zur Gedenktafel der Verstorbenen der Epidemie vor 150 Jahren. Dort fand eine Statio mit Info, Verlesen der Namen der Opfer mit Alter und einem Gebet statt.
Der Ortsausschuss dankt allen Teilnehmern, Domkapitular Georg Franz sowie den Einwohnern von Haintchen für den Fahnenschmuck an den Häusern.
Der Prozessionsweg
In diesem Jahr führte der Weg der Prozession zunächst zum Friedhof. Hier waren die Opfer der Ruhrepidemie rechts oberhalb des Eingangs vom Kirchhofsweg beigesetzt worden. Eine Gedenktafel mit ihren Namen wurde an der Friedhofshalle in unmittelbarer Nähe zum Grabdenkmal für den damaligen Pfarrer Joseph Hillebrand angebracht. Nach einer Statio ging die Prozession von hier über den Lerchenweg, Hessenstraße, Hinterm Garten, Kegelbahnstraße, Mittelstraße zurück zur Kirche, wo der Sakramentale Segen gespendet wurde.